Geschichte

Die Geschichte des Mühlenhofs

Einst erwarteten die örtlichen Bauern in Bozsok am Bachufer zwei Wassermühlen, die deren mitgebrachtes Getreide zu Mehl mahlten. Heute erinnert nur noch das jetzige Gebäude der Mühlenpforte, die Obermühle, an diese Zeiten. Die Untermühle wurde im letzten Jahrhundert abgerissen. In der Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte die Obermühle zum Gut der Sibrik. Ihr Besitzer, Sándor Sibrik, vermietete sie. Sándor Sibrik erhielt 1879 ein Gerichtszertifikat über die Mühle, das bestätigt, dass das Mühlengebäude an dieser Stelle seit „Anbeginn der Zeit steht“.

Später, nach 1905, gelangte die Mühle nicht in den Besitz des Direktors des Budapester Kunstgewerbemuseums, Dr. Gyula Végh, der den Park und das Kastell von der Familie Sibrik erstanden hatte. Ab 1920 wird sie auf den Fotos als Steindl-Mühle bezeichnet.

Die Familie Steindl war berühmt für ihre vielen in der Gegend erbauten Wassermühlen. Außerdem waren sie die Verwandten von Imre Steindl, dem für das Parlamentsgebäude verantwortlichen Architekten. Die Obermühle von Bozsok hatte die Familie Steindl den modernsten Entwicklungen der Zeit gemäß renovieren lassen. Deshalb gelangte eine Durchströmturbine in die Mühle, wodurch nun kein von oben aufgeschlagenes Holzrad die Achse antrieb und das Mahlen übernahm, sondern statt Löffeln nun Belüftungsventile und Schaufeln verwendet wurden.

Die Mitte des Wasserrads der Durchströmturbine war offen und die Schaufeln selbst gebogen, entgegen den geraden Schaufeln eines traditionellen Wasserrads. Es war praktisch ein löchriges Wasserrad. Nach der damaligen Modernisierung mahlte die Mühle von Bozsok über Jahrzehnte fleißig, bis die damaligen Besitzer im Jahre 1965 die Wasserrechtliche Erlaubnis zurückgaben.

Die Mühle war schon immer mehr gewesen als nur ein Ort für das Kornmahlen: Die Landwirte, die ihre Gaben zum Mahlen brachten, warteten in der Regel in der Mühle darauf, dass ihr Getreide zu Mehl werde, sodass das Erdgeschoss der Mühle ein mindestens so wichtiger Ort für das Gemeinschaftsleben war, wie die Kneipe. Der Müller lauschte gern den Geschichten der Getreidebauern, während er ihnen den Wein des Hauses und die frischen, ofengebackenen Pogatschen der Müllerin anbot.
Deshalb war es, als wir uns vor sieben Jahren dazu entschieden, dem alten Mühlengebäude Leben in seine alten Mauern einzuhauchen, für uns eindeutiges Ziel, dass der Mühlenhof erneut Platz für die Gemeinschaft von Bozsok sein sollte, mit traditionsbewahrenden und kulturellen Programmen, sowie als eine Unterkunft dienen soll, in der mehrere Familien zusammen Urlaub machen können und dennoch jeder sein eigenes kleines Nest hat.

Wir bemühten uns den Umbau so durchzuführen, dass wir am traditionellen Aufbau des Mühlengebäudes so wenig wie möglich verändern und außerdem eine vollständige Modernisierung erfolgt, damit zum Beispiel die Feuchtigkeit in den Wänden behoben wird. Der Grund für dieses Problem war, dass unter dem Gebäude zahlreiche Wasserquellen entspringen, die das Fundament kontinuierlich auswaschen. Diese wurden nun fachmännisch in den örtlichen Bach umgeleitet. Bei der Renovierung fanden wir unter der Erde mehrere alte Mühlsteine, die wir an gut sichtbaren Orten einsetzen ließen um damit ein Denkmal für die ehemalige Funktion der Mühle zu schaffen.
Es war ein spannender Moment, als wir auf dem Dachboden alte DDR-Kennzeichen fanden, die – wenn man an die Nähe des damaligen Eisenvorhangs denkt – weitere Zeugen der abenteuerlichen Vergangenheit des Gebäudes sind.

Auch der vor der Mühle vor sich hin sprudelnde Bach mit seinem frischen Wasser, der seit Urzeiten von zwei Quellen gespeist wird, wurde in Ordnung gebracht, sodass er nun auch bei Anschwellen des Pegels das Gebäude des Mühlenhofs nicht mehr gefährdet. Eine der beiden Quellen nutzen die Ansässigen eher zum Gießen und Tränken der Tiere, während das geprüfte, kristallklare Wasser der Quelle am Mühlenhof mit seiner natürlichen Frische als echtes Trinkwasser verwendet wird. Diese Quelle befindet sich auf dem Grundstück des Mühlenhofs, jedoch an einer für jeden erreichbaren Stelle, sodass sowohl die Anwohner, als auch die Touristen mit Freude davon kosten oder ihre Krüge befüllen. Bei der Renovierung der Mühle bauten wir die Umgebung des Quellwasser ableitenden Rohres entsprechend dem Stil der Mühle um: Dieses Rohr wird von einem Mühlenstein umschlossen, von wo aus das Wasser in einen Mahlstein fließt und von da weiter in den Bach von Bozsok sprudelt.

Die Apartments des Mühlenhofs versahen wir allesamt mit zum Müllerhandwerk passenden Namen, um auch damit diesem schönen Handwerk Respekt zu zollen, das jahrzehntelang durch Nutzung von Naturkraft friedlich für die Herstellung der wichtigsten Zutat für Brot sorgte: das Mehl.

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